MANASTIR LEPAVINA - SRPSKA PRAVOSLAVNA CRKVA

Presveta Bogorodica Lepavinska
NASLOVNA NOVO NA SAJTU GALERIJA RADIO BLAGOVESTI KONTAKT

GESPRÄCH MIT VATER FOTIJE (DJURDJEVIC), VORSTEHER DES KLOSTERS SISATOVAC



Die Journalistin Ljilja Nikolic-Sindjelic sprach für die Zeitschrift „ Der Weg, die Wahrheit und das Leben“ mit dem Mönch Vater Fotije Djurdjevic, einem Maler und Ikonenmaler und derzeit Vorsteher des Klosters Sisatovac…

„Vater Fotije, möchten Sie uns am Anfang dieses Gesprächs sagen, welchen Gang Ihr Leben bis zur Entscheidung nahm, dem Weltlichen zu entsagen und ins Kloster zu gehen?“

- „Ich bin 1945 in eine sehr arme Familie in Sabac hineingeboren. Dort besuchte ich die Volksschule „Laza Lazarevic“. Ich hatte das Glück, dass eine meiner Schwestern regelmäßig, eine andere manchmal, im gemischten Kirchenchor von Sabac sang. Der Chorleiter war der Priester Grigorije Babovic Glisa. Dieser schaffte es sogar nebenher zu schreiben, so dass er auch die Chronik der Stadt Sabac von 1941 bis 1945, die jetzt in der „Stimme von Podrinja“- eine lokale Zeitschrift - erscheint, geschrieben hat. Wenn ich mich richtig erinnere - ich war zu dieser Zeit noch im Vorschulalter - so gab es in diesen fünfziger Jahren häufig Stromausfall, und es gab niemanden der mich hüten konnte, so dass meine Schwestern mich zur Chorprobe mitnahmen. Dort habe ich den Chorgesängen zugehört, während ich in einer Ecke saß. Vor mir eröffnete sich eine völlig neue Welt, so dass mir die Chorgesänge sehr nahe gingen, insbesondere weil wir alle in der Familie ein Gespür für Musik hatten.

Dann erinnere ich mich an die wunderschönen Momente, als die Mutter mich und meine kleine Schwester beauftragte, in einem so genannten „vezenom – vez“- das ist ein sehr fein gewobener Stoff -, den Weizen in die Kirche zum Weihen zu bringen. Ich erinnere mich an den ersten Schnee, diese dünne Schneedecke von 5-6 cm, die den Boden bedeckte. Ich erinnere mich noch heute an dieses Gefühl der Weißheit, Reinheit und Erhobenheit, als wir in die Kirche gingen. Dies war ausschlaggebend dafür zu verstehen, dass die Kirche etwas sehr bedeutsames ist. Bis zum Alter von 10 - 12 Jahren ging ich fast regelmäßig in die Kirche. Und als zukünftiger Maler erinnere ich mich besonders gut an die violetten Priestergewänder aus Plüschstoff. Diese hinterließen einen starken Eindruck auf mich und prägten auch meine spätere Malerei. Ich erinnere mich an diese Borten auf den violetten Priestergewändern, und später erkannte ich wie raffiniert - in Bezug auf die Malereitechnik - die verwendeten Farben waren, denn die Farben gelb und violett sind zueinander komplementär. Das war ausschlaggebend für mein zukünftiges Leben bzw. Orientierung. Ich ging nach Novi Sad. Meine Mutter, die den Wunsch hegte mich bestmöglich abzusichern, schlug mir den Besuch der Höheren Schule für Bautechnik vor, und zwar mit der Fachrichtung für die Regulierung von Flüssen sowie der Wasser- und Abwasserversorgung. Hier musste ich unterschiedliche Gleichungen lernen. Aber als ich mein Diplom ablegte, brachte ich es meiner Mutter und sagte: „Nun Mutter, ich habe das alles zu Ende gebracht, und jetzt werde ich die schulische Fachrichtung einschlagen, nach der ich streben möchte!“ Da ich schon in Novi Sad und auch an die Umgebung gewöhnt war, schrieb ich mich dort in die Höhere Schule für Malerei ein.

Das war ein Jahrzehnt indem meine Geistlichkeit in gewisser Weise aufhörte. Es war die Zeit des Annehmens der weltlichen Lebensweise, ich wandte mich mehr dem Weltlichen, der Karriere zu. Aber während ich erwachsener wurde, nachdachte und mich der guten Dinge aus meiner Kindheit erinnerte und dabei dies mit dem was ich sah und fühlte verglich, verstand ich, dass dies (die Zuwendung zum Weltlichen) nicht das Richtige war.
Ausschlaggebend war mein Gang nach Frankreich im Jahre 1972. Dort nahm ich eine Anstellung bei Peugeot an. Da ich Französisch sprach, wurde ich sofort als verantwortlicher Werbegrafiker für das Titelblatt der Firmenzeitung eingestellt. Peugeot ist ein Großkonzern, damals beschäftigte dieser dort ca. 20.000 Mitarbeiter. Ich war verantwortlich für das Titelblatt und die Illustrationen, aber parallel dazu suchte ich schon nach einem geistlichen Lebensweg.
Zum großen Glück hörte ich, dass es unweit von Paris ein Schloß gab, indem eine orthodoxe Kapelle existierte. Diese Kapelle gehörte einer russischen Prinzessin, die auch wenn sie mit einem französischen Adligen verheiratet war, orthodox geblieben ist, und eben ihre eigene Kapelle besaß; so dass alle russischen Emigranten dorthin kamen, um zu Gott zu beten. Auch ich begann zu den Gottesdiensten dorthin zu gehen, und ich lernte dabei Vater Georgije Drobota kennen. Ich freundete mich mit diesem wunderbaren Pfarrer an, der mit seiner Familie im russisch-orthodoxen Institut des Heiligen Sergej in Paris wohnte“, erzählt Vater Fotije seinen Bart tief kräuselnd, und stellte fest, dass sein Aufenthalt in Paris ausschlaggebend dafür war, sich für ein Leben als Mönch zu entscheiden. Er erzählt uns, dass er sich noch heute sehr gern an die Freundschaft mit Vater Droboto erinnert, der inmitten des Innenhofes des Instituts des Heiligen Sergej ein Atelier hatte, wo er Ikonen malte. Dort begann Vater Fotije die Ikonenmalerei zu erlernen. Bei sich zu Hause - in einem kleinen Studio in der Nähe der Sacre Coeur Kathedrale - so sagt er, hat er sich der „weltlichen Malerei“ gewidmet. Dann in den Nachmittagsstunden, ging er zu Vater Droboto um erste Schritte der Ikonenmalerei zu erlernen.

Zu dieser Zeit kam auch Vater Amfilohije, der jetzt Metropolit ist (Anmerkung: der serbisch-orthodoxen Kirche in Montenegro) nach Paris. Ich lernte ihn in einem Bistro kennen, das in der Nähe des Instituts des Heiligen Sergej lag. Aus Griechenland, über Italien, kam er schließlich nach Paris um Vorlesungen zu halten. Ich glaube es ging um Askese, (Anmerkung: enthaltsame und entsagende Lebensweise), und über die Heiligen Väter (serbisch: „Sveti Oci“). Gemeinsam mit den Serben, die in Paris studierten, ging ich zu ihm in seine Zelle. Diese war einfach, für einen Mönch eingerichtet, und dort hörten wir ihm bei einer Tasse Tee zu. Ich lernte sehr viel von Vater Amfilohije. Und damals ist in mir schon die definitive Entscheidung ausgereift bzw. hat bereits die Abwägung von dem was wirklich essentiell war, stattgefunden. Einen ebenso starken Eindruck hinterließ die Familie von Vater Georgije auf mich, der sieben Kinder hatte, und alles funktionierte; es war eine richtig vorbildliche christliche Familie, man betete viel, alle waren ausgeglichen, und vor jedem Essen betete man. Dies führte zu einem geistigen Wandel in mir. Im Menschen finden unterschiedliche geistliche Entwicklungen statt, die Einordnung bestimmter geistlicher Bewegungen, oder die Suche nach dem Sinn des Lebens. Christus war für mich eine große Offenbarung, die Freude dass es nämlich den Tod gar nicht gibt. Über den Herrn Jesus Christus, über die Orthodoxie, habe ich die Antwort auf das Problem „Tod“ bekommen. Das ist etwas, das jeden Menschen beschäftigt. Jeder Mensch fragt sich in einem Abschnitt seines Lebens: was ist eigentlich der Sinn des Lebens, warum das alles, für wen die ganze Mühe, die Mühe unserer Eltern, unsere Mühe, wenn das Leben mit dem Tod, mit dem Grab, d.h. mit dem Gestank endet! Wenn das Leben so ist, dann hat es gar keinen Sinn, und jeder würde die Hand auf sich selbst erheben, wenn das das wirkliche Ende des Lebens wäre. Aber zu unserem Glück ist das nicht so. Im Christentum fand ich alles! Ich fand den Sinn meines eigenen Lebens und den Sinn anderer Menschen – dass diese nämlich ewige Wesen sind, dass diese meine Brüder und Schwestern sind. Es gibt keinen Tod, es gibt nur Wanderungen, so wie es Crnjanski sagte.“

- „Wie haben Ihre Freunde reagiert?“

- „Wissen Sie, in Paris hatte ich Freunde, aber ich teilte kein tieferes Lebensverhältnis mit Ihnen. Es waren mehr meine Kollegen, die sich aber mehr mit ihrer Karriere beschäftigten. Aber im Institut des Heiligen Sergej lernte ich einige Serben kennen, deren Freundschaft mir sehr nahe ging. Sie waren mir sehr lieb, weil wir nach den selben Zielen strebten. Im Leben wechseln Freundschaften und Bekannte, und man beginnt damit sich mit den Menschen abzugeben und deren Nähe zu suchen, die dasselbe transzendentale Verständnis vom Leben haben. Als ich Christus entdeckte, wurde mir die Karriere als Maler unwichtig, da sich die Rangfolge meiner Wertvorstellungen veränderte. Ich verstand, dass es einfach kein Leben ohne Christus gibt, und dass es kein Leben ohne das Gefühl, dass Gott der Schöpfer des Universums ist, gibt.“

- „Und Ihre Mutter, wie hat Sie Ihre Entscheidung aufgenommen?“

- „Sie hat es nicht negativ, aber auch nicht positiv aufgenommen. Auch wenn meine Mutter andere Pläne mit mir hatte, so kannte sie als Frau aus dem Volk die kirchlichen Wertvorstellungen. Sie war nicht stark kirchlich organisiert, sie stellte ihren Glauben auch nicht übermäßig in den Vordergrund, aber ich sah, wenn sie heimlich betete und weinte. Sie hatte die Gabe der Tränen. Ich kann sagen, dass im allgemeinen Menschen dem einem oder dem anderen nachtrauern, aber mein Leben war wunderbar, sozusagen ausgefüllt: mein Geist war einfach so: neugierig im positiven Sinne, nicht wegen dem Wissen an sich, auch wenn dies sicherlich in der Zeit zwischen meinem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr ausschlaggebend war, der Mensch ist in diesem Lebensabschnitt am Eitelsten und will möglichst viel kennen lernen und präsentieren: Musik, Malerei, Allgemeinbildung. Aber dies dauerte nicht lange. Gott sei Dank hat sich mein Lebenslauf langsam sozusagen „umkomponiert“. Ich befand mich in einer ruhigen Euphorie, auf diese Weise lernte ich das ewige Leben lieben, und ich habe es so lieb gewonnen. Am Anfang, als ich noch nicht wusste, dass die Seele unsterblich ist, da waren sogar die Jahreszeiten voller Melancholie: der Frühling, der Herbst… Ich stellte mir die Frage, warum geschieht das alles? Dann hörte ich, dass dieser starb, dann jener, dann sterben wiederum große Persönlichkeiten, und ich fragte mich, worauf das alles hinausläuft… Viele Auseinandersetzungen hatte ich damit, welchen Sinn das Ganze hat. Als ich jedoch in die Leuchtkraft des Ostergrußes hinausging, da empfand ich die größte Entzückung. Wissen Sie, ich war den Märchen zugeneigt, der Malerei, und die Erkenntnis, dass es nämlich keinen Tod gibt, wurde für mich zu einem realen Märchen. Jetzt habe ich wirklich den Respekt gegenüber dem, wie ich dort (nach dem Tod) aufgenommen werde. Ich weiß nicht wie das Kriterium ist, aber ich weiß, dass ich nicht ins „nichts“ gehe, sondern auf dem rechten Weg in die wahre Realität. Ich fühle, dass sich meine Mutter und meine Schwester freuen, dass ich Mönch bin.“

- „Aus dem von geistlichen Gedanken freien Hafen der Malerei sind sie in irgendeinen ganz anderen Hafen eingelaufen, einen bei dem die geistlichen Gedanken sozusagen überwiegen. Wie hat das ausgesehen?“

- „Ich ging nicht gleich ins Kloster. Ich kehrte nach Serbien zurück, und war mit den kolossalen Problemen konfrontiert, die ich in mir lösen musste: die Neuordnung meiner Wertvorstellungen. Das war schwer und mühevoll, aber das ist ganz natürlich. Bevor ich zurückkehrte, verstand ich, dass mich das Weltliche immer weniger anzog. Ich verstand den Kern der Botschaft: was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt bekommt, aber seiner Seele schadet? Das war für mich der Schlüsselsatz. Denn ich fühlte, dass man ein außerordentlicher Maler sein kann, aber dass dies überhaupt nicht bedeutet, dass man als Maler erfolgreich sein wird, sondern dass der Erfolg von ganz vielen anderen Faktoren abhängt. Als ich gerade dies verstanden hatte, entschied ich 1975 nach Jugoslawien zurückzukehren. Ich durchlebte eine wunderschöne Zeit: ich besuchte viele Klöster und pflegte Freundschaften mit gläubigen Menschen. Das war eine wunderbare Zeit in meinem Leben. Es gab auch Unannehmlichkeiten, sogar die Polizeimitarbeiter zitierten mich zu „Informationsgesprächen“ zu sich, aber ich empfand dies sogar als Erfolg, denn wenn sie uns nicht vertreiben, was habe ich dann davon? Ich weiß nicht, ob ich ein eigenes Dossier bei der Polizei habe, aber ich wäre glücklich wenn ich es hätte. Ich lebte in irgendeiner eigenen Welt. Ich wusste, dass dies die richtige Wahl war. Sicherlich interessierte mich die äußere Realität in dem Maße, indem ich mit derselben verbunden war, jedoch ansonsten lebte ich gänzlich wie ein innerer Emigrant.
Ich begann mich dem Kloster zu nähern, beobachtete von weitem was dort passierte, was man dort machte und langsam, Stück für Stück, kam ich und ging. Das war nicht einfach für mich, denn ich war ein Stadtmensch: ich hatte einen Lebensweg wie alle damaligen städtischen Jugendlichen, mit anderen Worten ich lernte nie körperliche Arbeit zu verrichten. Zu dieser Zeit war es so, dass Generationen, die sich ein Leben nach dem Vorbild Jesus Christus und das Mönchsleben wünschten, zwei Möglichkeiten hatten: Erstens, auf den Heiligen Berg Atos (serbisch: „Sveta Gora“) zu gehen; hier war die vorderste Front, die schwerste, bei der man sich den schwierigsten Aufopferungen (serbisch: „podvig“), Arbeiten und Gebeten widmete. Zweitens, am ländlichen Klosterleben in Serbien teilzunehmen. Hier musste man die gröbsten körperlichen Arbeiten verrichten: vom Holztransport aus dem Wald bis zu allen landwirtschaftlichen Tätigkeiten wie z.B. Maispflücken, Heuen usw.. Das ist keine Kunst, aber wir Kinder aus der Stadt konnten diese Arbeiten nicht verrichten. Wir waren diese landwirtschaftlichen Tätigkeiten nicht gewohnt. Ich kam und ging. Ich zog mich zurück, denn es war nicht einfach, meinen bisherigen Lebenswandel abzubrechen und mich sofort an so eine neue Art und Weise zu leben zu gewöhnen. Aber nach einiger Zeit entschied ich mich in den Kosovo zu gehen, wo Bischof Artemije uns Jugendliche sehr weise zu führen wusste. Dort - genauer in Zociste - wurde ich Mönch. Ich bekam die schöne Aufgabe Ikonen zu malen, da ich schon in Paris die Kunst der Ikonenmalerei bei Vater Georgije Dobrote erlernt hatte. Der Gesangspult und das Malen, dies waren meine Aufgaben. Bis 1995 blieb ich dort und wechselte dann mit dem Segen des Bischofs Artemije in das Kloster Lelic, das sich zu dieser Zeit neu strukturierte, und vom Kloster Kaona geführt wurde. Wir waren sozusagen eine Bruderschaft. Aus Lelic bin ich dann in die Gemeinde von Srem gewechselt, weil ich in Lelic keine Ruhe fand. Denn wenn jemand malen möchte, dann braucht er eine große innere Ausgeglichenheit und Ruhe. Nach Lelic kamen dauernd mit Pilgern voll besetzte Busse, und ich hatte die Aufgabe eines Kloster-Führers und unterbrach ständig das Malen. Deswegen wollte ich mich in ein Kloster, in dem ich mehr Ruhe habe, zurückziehen. So kam ich ins Kloster Sisatovac. Hier gibt es eine kleine Mönchsbruderschaft, die es mir ermöglicht zu malen. Ich fertige Ikonen an und male Porträts. Dafür habe ich den Segen von Bischof Artemije bekommen, der gesagt hat: „Da jedes Gesicht eine unwiederholbare Ikone darstellt, kann der Mönch auch Porträts malen. Jeder ist anders, hier spiegelt sich die unendliche Kreativität wieder.“

image

Klosters Sisatovac

- „Heutzutage irren viele Jugendliche von Kloster zu Kloster ohne Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Was denken Sie darüber?“

- „Um diese Frage zu beantworten, muß man die Seele dieser Menschen kennen. Die Menschen, die sich heute für ein Leben im Kloster entscheiden, tragen zumeist eine große Last aus der Welt mit sich herum: entweder sie sind aus zerstörten Familien, zeigten sich nicht erfolgreich im gesellschaftlichen Leben, oder sie fanden sich einerseits nicht am besten zurecht; andererseits fühlen sie das transzendentale Leben, sehnen sich nach Liebe und Gemeinsamkeit. Aber diese Last, die sie mit sich herumtragen, verhindert, dass sie sich in einer Umgebung definitiv verankern. Wahrscheinlich bewegt diese Jugendlichen auch das was ich selbst bei mir fühlen konnte, und das ist die schlichte Unmöglichkeit die Aufgabenanforderungen im Kloster zu erfüllen.
Hier möchte ich noch einmal auf meine Zeit als Novize zurückkommen. In meinem 35. Lebensjahr sah ich zum ersten Mal in meinem Leben, wie eine Kuh ein Kalb bekam: es war schrecklich. Dieselben Empfindungen habe ich, wenn ich mich an die schweren Arbeiten wie den Holztransport aus dem Wald erinnere. Wir mussten mit einer Stahlkette und mit der Hilfe von Kühen gefällte Baumstämme aus dem Wald hinaus transportieren. Aber bevor dies geschah musste man den gefällten Baumstamm mit der Stahlkette des Kuhgeschirrs befestigen und den Baumstamm dann auf diese Weise aus dem Wald ziehen. Ich hatte Angst, dass mir die Stahlketten die Finger verletzten, denn mir wurde klar: dann wäre es aus mit dem Malen. Die fehlende Gewohnheit an grobe, schwere körperliche Arbeit bereitete mir große Schwierigkeiten.“

- „Aber, sie haben nicht aufgegeben!“

- „Nein. Irgendwie sah ich mich immer als Mönch. Besonders imponierte mir das Mönchtum. Dort bei den griechischen und russischen Mönchen, die zum Institut des Heiligen Sergej kamen, sah ich sozusagen die „Glut des Glaubens“. Danach verstand ich genau, was Paris so wertvoll machte: das waren die orthodoxen Kirchen. Dieses Mönchtum war die geistige Elite, etwas besonders, erhobenes. Das Mönchtum ist der Wegweiser, der Barometer eines Volkes und deren Reife sowie Zeichen des allgemeinen Optimismus. Dort wo das Mönchtum gedeiht, dessen Volk ist auch auf dem Aufstiegspfad. Und dort, wo es schrumpft, seien Sie sich sicher, dass dessen Volk verschwinden wird. Ich denke bei uns gedeiht es.“

- „Haben Sie einen Rat für die Jugendlichen?“

- Allen würde ich raten, nicht aufzugeben. Sie sollten versuchen diesen Graben - so gut wie sie können - zu überspringen, dabei nur nach vorne zu gehen, und nicht stehen zu bleiben, auch wenn dies nicht beim ersten Mal, auch nicht beim 15. Mal gelingt. Dann werden sie den Graben eben beim 20. Mal überspringen. Desweiteren muss man wissen, dass unsere Zeit (in der wir lebten) sehr spezifisch war. Es gab zwar Geistliche, jedoch muß man im Blickfeld die ganze damalige Situation haben: es gab den Kommunismus und totalitäre Ideologien. Es musste sozusagen „eine große Macht“ besiegt werden. Das war wie ein fürchterliches Schwungrad, das sich immer in eine Richtung drehte, aber man selbst musste in die entgegen gesetzte Richtung gehen.“

- „Nehmen wir einmal dieses Bildnis auf. Denken Sie nicht auch, dass die Versuchungen unserer zivilisierten Welt in den letzten Jahren so zugenommen haben, dass es noch schwieriger ist als früher, in die entgegen gesetzte Richtung des Schwungrades zu gehen?“

- „Ja, so ist es. Aber vergessen Sie nicht, dass es jetzt viel mehr Informationsquellen gibt, es gibt Bücher und Radiosendungen, was zu meiner Zeit unvorstellbar war. Das heißt, dass Sie sich informieren können, und dass sie sich irgendwie ihr Leben auf die Situation, in der Sie sich gerade befinden, einrichten können. Desweiteren, denke ich, dass es keinen Ort auf diesem Planeten gibt, wo der Mensch sich nicht retten kann. Natürlich, an manchen Orten mit mehr und an anderen wiederum mit weniger Aufwand. Und wenn man von einer städtischen Umgebung spricht, dann muss der Mensch sein aktives äußeres Leben weise ausbalancieren: einerseits muss er die Kontakte mit anderen Menschen aufrechterhalten, dem Beruf nachgehen usw., andererseits aber muß der Mensch auch die Kraft finden, sich aus diesem (äußerlichen) Leben (zeitweise) zurückzuziehen, um zu Gott zu beten, um so die segensreiche Kraft der Ruhe und Ausgeglichenheit in sich zu empfangen, so dass man dann gestärkt wieder in diese gleiche (äußerliche) Welt zurückkehren kann.“

- „Heute akzeptieren viele Menschen nicht, dass Gott existiert. Andere wiederum akzeptieren überhaupt keine Autoritäten. Wie soll man sich in einer solchen Welt zurechtfinden?“

-„Das ist ein großes Unglück und ein großer Irrtum. Meine Generation musste wirklich viel Leid ertragen. Wie Dostojewski sagte: „mein Hosanna ging durch viele Leiden“, d.h. alles wurde teuer bezahlt. Das ist so schrecklich, dass viele Menschen die Existenz von Gott nicht anerkennen; es ist so wie wenn man gegen die eigenen Eltern sagen würde: „wartet, zuerst untersuche ich, ob du wirklich mein Vater und du wirklich meine Mutter bist.“ Das ist der Beweis, dass Personen, die so denken im Grunde genommen beeinträchtigt bzw. verletzt sind. Denn nur jemand der tief verletzt ist, kann dem Herrn „nein“ sagen! Der Mensch ist so aufgebaut, dass er sich auch dem Herrn widersetzen kann. Ich habe gesehen, dass dies bei den Menschen eintreten kann, die sich in großen Seelenqualen und Leiden befinden. Diese können manchmal den Herrn tadeln: warum dies, warum das…Aber grundlos gegen den Herrn zu treten bedeutet, dass die dämonische Kraft einen beachtlichen Durchbruch zur Seele gemacht hat, und deshalb schlägt sich die Seele auf die Seite des Dämons. Aber gleichfalls muss man sagen, dass der Herr gütig ist. Er liebt jeden Menschen und wünscht, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, und dass sie sich retten (Anmerkung: gemeint ist die Rettung der Seele). Auch einen solchen Menschen wird der Herr aufnehmen, wenn er eines Tages „Hosanna“ sagt!“

- „Einige sagen, dass es gerade aufgrund der großen Anzahl von denjenigen, die nicht in der Kirche sind, gut wäre noch mehr zu missionieren, sich noch mehr zu bemühen, weil man dies manchmal nicht zu genüge macht.“

- „Schon die ersten Christen schrieben über die Vollkommenheit des Christentums und von der Unvollkommenheit der Christen. Wir sind uns unserer Schwächen gänzlich bewusst: insbesondere wir, die orthodoxen Christen. Irgendwie scheint mir, haben wir das Talent für diese Horizontale nicht, wir gehen von Fall zu Fall, und warten darauf, dass der Mensch allein aus dem Inneren die Stimme zu hören bekommt. Jedoch muß man im Auge behalten, dass wir durch den Zeitabschnitt, der hinter uns liegt, geschädigt sind: denn ein halbes Jahrhundert der geistlichen Betäubung ist nicht wenig. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir alle diese kirchlichen Institutionen nicht haben: denn wir haben diese für die christliche Arbeit so wertvollen Möglichkeiten nicht entwickeln können. Damals war es der Kirche eben nicht erlaubt ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen, um so den Menschen allgegenwärtig zu sein. Das ist wie wenn Sie sagen würden, dass die Luft an einigen Orten nicht sein darf. Die Kirche, der kirchliche Geist, bzw. der christliche Geist muß überall allgegenwärtig sein. Aber ob denselben jemand annimmt oder nicht, dass ist eine Angelegenheit der persönlichen Freiheit.“

- „Bei der kritischen Betrachtung einer negativen Erscheinung wie es z.B. die Entfernung einiger Menschen vom Christentum ist, die soweit geht, dass diese Menschen aus der Kirche austreten - was durchaus auch bei uns zu beobachten ist – was halten Sie von diesen Menschen bzw. dieser Entwicklung?

- „Der Zilotismus (Anmerkung: gemeint ist eine extreme religiöse Strebsamkeit)- so wie ich ihn fühlen konnte – in einer Phase hatte ich diesen sogar selbst in mir, entsteht immer aufgrund einer fehlenden geistlichen Kontinuität. Während der kommunistischen Zeit lebten wir mehr oder weniger praktisch getrennt von der christlichen Wahrheit. Wir waren einfach Verbraucher und Konsumenten eines vulgären, materialistischen Wissens, parallel dazu hatten wir keine geistlichen Erkenntnisse. So kam es zu großen „Ausscherungen“.
Und nun, wenn jemand lange außerhalb der Kirche lebt und eines Tages in diese eintritt, kommt es zu einer allgemeinen inneren Verwirrung. Der Zilotismus entsteht hauptsächlich als Reaktion auf den Teil des Lebens, den wir gottlos, d.h. ohne Christus und außerhalb der Kirche, durchleben. Und gerade die Fehler, die wir in dieser Zeit machen, treiben im eigentlichen den Zilotismus an, sie treiben uns ins Extreme. Dies spiegelt sich sogar im alltäglichen Verhalten wider. Wenn ich sehe, dass jemand in die Kirche kommt und sich theatralisch verbeugt, den Boden berührt, in Ordnung, gut, das sollte der Mensch machen. Wenn man alleine ist, dann sollte man Gott die eigene Demut zeigen. Aber wenn viele Menschen anwesend sind, dann sollte das Verhalten in der Kirche zurückhaltender sein. Aber gerade diese Menschen übertreiben damit, und gemeint ist nicht nur dass sie mit Ihren Gesten in der Kirche übertreiben, sondern sie übertreiben auch in Ihren Anschauungen. Eigentlich kann man sagen, dass die heutigen Ziloten die Atmosphäre der Kirche, der lebendigen Kirche, denn diese ist kämpferisch – es ist der Kampf mit den eigenen Sünden, mit Dämonen und mit Menschen -, nicht fühlen oder nicht fühlen konnten. Sie möchten die Schwächen einiger Menschen aus der Kirche einem allgemeinen Trend zuordnen, und erzeugen mit so einem Verhalten eine Spaltung. In Paris habe ich eine Predigt von Vater Mrazev gehört, der sagte: „…dass sogar wenn man den größten Kampf mit sich selbst führt, mit den eigenen Sünden, mit Dämonen, mit der äußeren Welt, so trägt der Mensch trotzdem diese (Dämonen und Sünden) mit sich, und wird auch einen „Schatten“ davon in die andere Welt mitnehmen. Kaum jemand ist vollkommen rein von dieser Welt gegangen.“ Desweiteren sagte er in der gleichen Predigt: „Es ist aber beruhigend, dass der Herr mit einem Hauch diesen Schatten säubern wird, und zwar aufgrund seiner Güte.“

- „Wie soll man sich den Ziloten gegenüber verhalten?“

- „Die beste Art und Weise, um auf die Ziloten einzuwirken, ist sie nicht zu verurteilen. Man sollte sie einfach ihren eigenen Zilotismus ausleben lassen; es ist das Beste, wenn sie allein zurück in den Schoß der Kirche kommen, d.h. ohne Druck, insbesondere weil unsere Kirche nicht aggressiv ist. Man sollte den Zilotismus in Ruhe lassen, so dass er von alleine verschwindet. Und nun möchte ich noch das Wort „zilot“ definieren: Das Wort „zilot“ ist ein griechisches Wort und bedeutet „der Eifrige bzw. Strebsame“. Gemeint sind diejenigen Menschen, die sehr eifrig in der Ausübung ihres Glaubens sind, die geistlichen „Saubermänner“ sozusagen, sie streben danach alles bis ins Detail so zu tun wie es die Heiligen Väter sagten und taten.“

- „Tritt der Zilotismus aufgrund eines Mangels an Liebe auf?“

- „Nun man kann sagen es gibt mehrere Gründe. Es stimmt auf jeden Fall, dass es auch der Mangel an Liebe, der Mangel eines geistig weiten Horizontes ist. Denn sobald es keine Liebe gibt, gibt es auch keinen geistig weiten Horizont. Sie haben ein extremes Verständnis von der Kirche. Das geistliche Leben ist ein Schwert mit 2 Klingen. Insbesondere in jungen Jahren sollte der Mensch einen geistlichen Vater haben, ihm gehorchen und ihn nicht wechseln; sogar wenn der geistliche Vater vielleicht etwas falsches sagt, sollte man ihm folgen d.h. gehorsam sein, denn Folgsamkeit ist etwas so großes, dass es sogar einige Mängel abdeckt. Nun ich erzähle ihnen einmal was alles Menschen fragen, wenn sie den Kern der Kirche und der Heiligen Sakramente nicht verstehen. Als ich in Lelic war fragte mich eine Frau: „Vater Fotije, können Dämonen einfach so durch meine Körperteile durchgehen, auf die kein Taufwasser gefallen ist?“ Das ist wirklich eine naive Frage, auf die ich ihr folgendermaßen antwortete: „Gott sei mit Dir, aber Du bist doch getauft. Und wenn sie Dir nur den Kopf und das Haar mit dem Taufwasser bespritzt haben, Du bist getauft.“ Es gibt viel Unwissenheit und Naivität unter den Menschen und vieles wird fälschlicherweise wortwörtlich verstanden. Sicherlich, wir wissen aus der Geschichte der Kirche, dass z.B. wenn es bei einigen Gegebenheiten kein Wasser gibt, kann man sich trotzdem mit ein paar Tropfen Wasser, sogar mit Sand aus der Wüste, taufen lassen. Es gibt solche Fälle. Es herrscht eine große Unwissenheit und wir bezahlen jetzt die Rechnung für die Entfernung unseres Volkes von Gott.“

- „Wenn Besucher zu Ihnen kommen und mit Ihnen sprechen möchten, können Sie dann beurteilen in welchem geistigen Zustand sie sind, ob sie etwas über den Glauben, die Kirche usw. wissen?“

- „Mit der Zeit, und in Bezug auf mein Alter und auf mein geistliches Leben, das ich in unserer Kirche bisher verbrachte, kann ich sagen dass der Mensch empfindsam für solche Dinge wird und in den ersten drei Sekunden in der Lage ist irgendwie zu fühlen was für eine Seele vor ihm steht, und wo diese sich ungefähr befindet. Und dementsprechend passt man das Gespräch an. Die Menschen interessiert meistens die Frage, warum ich ins Kloster gegangen bin. Ich spreche nicht darüber aus welchen Gründen die anderen Mönche ins Kloster eingetreten sind, sondern wie ich zu dieser Entscheidung gekommen bin. Einer der Gründe, die ich den Menschen versuche zu erklären ist der, dass ich in Paris sah wie dort die Russen lebten. Diese hat es nicht gestört, dass sie sich in einer Metropole - wie Paris es nun einmal ist – befinden. Damals erkannte ich, wie wir sein müssen, aber auch wo wir uns in der Tat noch befinden.“

- „Was müssen wir tun?“

- „Wir müssen sehr viel tun, wir müssen uns - ohne dabei zu übertreiben - auf das Jahr 1941 zurück besinnen. Stellen Sie sich vor wie schrecklich das ist. Die Wunden sitzen sehr tief, und alles was auf diesem Gebiet geschah vernebelt und zementiert den Zustand der Seele. So ist es sehr schwer: erstmal werden wir Jahrzehnte brauchen, um ein Bewusstsein zu erlangen, um von der Täuschung in die Realität zurückzufinden. Wir sind schon etwas aufgewacht, das ist offensichtlich, auch wenn wir uns wünschen, dass dies etwas schneller geschehen sollte.“

- „Heute wollen viele Menschen, Mönche als geistliche Väter haben.“

- „Die Heiligen Väter sagen explizit, dass man nicht gezwungenermaßen bei denen beichten soll, die nicht zu uns passen. Das ist eine alte Regel. Man sollte nicht dort beichten, wo man nicht das Gefühl hat sich öffnen zu können. Und deshalb, wenn jemand denkt, dass ihm ein Geistlicher in einem Kloster zusagt, dann soll er es so handhaben. Aber es gibt auch in den Städten Priester, die wirklich auf einem geistlich hohen Niveau sind, und an die man herantreten und beichten kann, und sie auch als geistliche Väter akzeptieren sollte.“

- „Es gibt einige Fragen über die die Gläubigen oft polemisch sprechen, eine davon ist z.B. die Frage wie oft man das Heilige Sakrament der Eucharistie entgegen nehmen sollte.“

- „Meine persönliche Erfahrung ist, dass es hier keine Regel gibt. Hier liegt eben das Delikate und die Schwere der Orthodoxie, nämlich dass man keine einfach aufgestellte Position hat: das darfst Du, das darfst Du nicht! Es geht so oder auch so, alles hängt vom geistlichen Zustand der Seele ab. Es ist auch gut, dass manche öfter das Heilige Sakrament der Eucharistie entgegennehmen, aber dies sollte nicht zur Gewohnheit werden, so dass sie jedes Mal an den Kelch herantreten.
Der Mensch sollte wirklich dann an den Kelch herantreten, wenn er alle Fastenzeiten einhält, Mittwoch und Freitag, dann muß er nicht alle sieben Tage fasten, aber er muss immer ein offenes Auge für das eigene „Innenleben“ haben. Und dieses offene Auge muss kritisch genug sein, dass es ermahnend einwirken kann: und zwar dahingehend zu sagen halt, nicht heute, ein anderes Mal.“

- „Es gibt Gläubige, die die Verbindung zwischen der Beichte und dem Sakrament der Heiligen Eucharistie buchstäblich verstanden haben, und deswegen vor jedem Sakrament der Heiligen Eucharistie beichten.“

- „Man sollte nicht übertreiben, sondern wenn der Mensch fühlt, dass er etwas sagen muß, wenn er ein Problem hat, ein Ereignis ihn beschäftigt, oder etwas passiert ist, dann sollte er das auch aussprechen. Ansonsten sollte man nicht wegen jeder Kleinigkeit zur Beichte gehen; manchmal kann auch ein halbes Jahr vergehen, und der Mensch hat kein Bedürfnis zu beichten, er hat nichts zu sagen. Natürlich haben wir immer einen Kampf mit den schlechten Gedanken. Im christlichen Leben ist das wichtigste der Kampf gegen die schlechten Gedanken, d. h. die Erhaltung der Reinheit des Geistes und des Herzens. Das ist die Basis von allem. Alles andere sind die Blätter, die Früchte/ das Resultat davon ist der Zustand der Reinheit, den der Mensch - so lange wie es ihm möglich ist – versuchen sollte zu erhalten. “

- „Wann und wie soll man beten?“

- „Neben den Gebeten, die wir regelmäßig lesen, ist es sehr wichtig, das Jesus Gebet, (Anmerkung: gemeint ist das Gebet „HERR JESUS CHRISTUS ERBARME DICH MEINER SÜNDIGEN“), auszusprechen, ohne Rücksicht darauf wie oft und ob der Geist in dieses Gebet eingeschlossen ist. Die Heiligen Väter sagen jedoch dass das effektivste Gebet ist, wenn der Geist in die Worte des Gebetes eingeschlossen ist. Aber weil wir Menschen schwache Geschöpfe sind, verrichten wir unsere Gebete manchmal unvollkommen. Der Geist schweift oft umher, irrt herum, und wir sprechen unsere Gebete aus. Es ist jedoch so besser, als das Gebet gar nicht auszusprechen. Denn wenn wir nicht verstehen und nicht hören, so hören die Dämonen, sie fühlen wie der Mensch das Gebet ausspricht. Früher, als sich einige, die die Heilige Schrift lasen, beschwerten, dass sie diese nicht verstanden, antworteten die Heiligen Väter: „Lies nur, mein Kind, die Dämonen verstehen es!“ Die Dämonen sind die hauptsächlichen Urheber allen Übels im Menschen und möchten dessen seelische Ruhe und den gesegneten Zustand der Seele vernichten. Aber in unserem Jahrtausend findet eine große Abkehr statt, ein großes Entfernen von Gott und vom Gebet. Es ist nicht notwendig, dass der Mensch nur in irgendeinem Gebet bleibt, sondern es ist die Erinnerung an Gott, die Erhebung des Geistes zu Gott alle 3-4 Sekunden die entscheidend ist: während man reist, während man irgendwelche profanen Arbeiten verrichtet…Die Erinnerung an Gott ist im Grunde genommen ein Gebet, es bedeutet das bei - Ihm - sein. Wenn dies nicht vorhanden ist, dann öffnet sich ein Raum für die dämonischen Pfeile, die den Menschen verletzen. Und der schreckliche dämonische Gedanke kann den Zustand des menschlichen Geistes destabilisieren, ihn unglücklich machen, sogar soweit bringen, dass der Mensch einige Stunden nur wegen einem entsetzlichen Gedanken - den die Dämonen einwerfen - leidet, weil der Mensch sich von diesem Gedanken dadurch dass er diesen annimmt, beherrschen lässt.“

- „Wie treten Sie als Ikonenmaler den Ikonen gegenüber?“

- „In meiner Arbeit halte ich mich hauptsächlich an die byzantischen Kanone, so wie es die altertümliche Kirche vorschreibt. Ich denke, dass es gut ist, dass es bei uns keine Experimente gibt. Ich finde einfach, dass es auf eine Weise nicht angebracht ist zu sehr auf einer Individualisierung zu beharren, denn die Ikone hat nicht das Ziel denjenigen der malt zu bekräftigen, sondern die ewige Wahrheit zu reflektieren oder zu visualisieren.“

- „Sie glauben also, dass in die Ikonenmalerei keine Neuheiten eingeführt werden sollten?“

- „Nein, das braucht man nicht. Das was schon besteht, reicht aus. Wir können nach unserem Gefühl für die Ästhetik farblich etwas verändern, oder ein wenig in der Zeichnung, insbesondere im Ausdruck oder im Angesicht etwas ändern. Dieses muß beruhigend, gläubig, ein wenig entfernt von dieser Welt sein. So einem Angesicht sollten wir uns zuwenden und Ruhe suchen. Leider haben wir diese nicht immer, so lange wir hier auf der Erde sind.“

- „Es gibt junge Maler, die, so wie sie es sagen, den Stempel der Zeit in der Sie leben hinterlassen wollen. Einige von Ihnen fügten sogar Hochhäuser im Hintergrund der Ikonen ein.“

- „Vielleicht bedeuten diese Hochhäuser jemanden etwas. Mein Verständnis ist so, dass ich schon in der Ewigkeit bin und die Zeit mir nichts mehr bedeutet. Die jetzige Zeit bedeutet mir gar nichts. Ich kann in einem 22. oder 23. Jahrhundert sein, aber für die Rettung, (Anmerkung: gemeint ist die Rettung der Seele/ das Seelenheil), hat das keine Bedeutung. Vielleicht stellt das jemandem visuell etwas dar, etwas buntes, etwas neues. Ich vermute, dass diese Darstellungen denjenigen Geistern am nächsten sind, die ständig dabei sind etwas Neues zu erforschen. Aber warum das ganze? „Es gibt nichts Neues unter der Kappe des Himmels“, sagen die Heiligen Väter. Nur die Auferstehung ist eine Neuheit, alles andere wiederholt sich. Es gibt heute solche Ikonen, vor denen man sich förmlich erschreckt. Die Abbildungen sehen aus wie irgendwelche Frau Hollen. Sie denken, je mehr man das Angesicht verzerrt, je mehr man es deformiert und grotesker macht, dass es damit eine bessere Ikone wird. Nein eine Ikone muss eine Schönheit haben, eine transzendentale Schönheit, eine Ruhe, eine Stille die aus ihr herausdringt, und nicht einen erschreckenden Blick, irgendeine Beunruhigung.“

- „In Griechenland werden oft solche Kompositionen gemalt, die sagen wir, die Menschen auf die Folgen von Abtreibungen hinweisen und ähnliches. Was denken Sie darüber?“

- „Ich denke, dass man gegen die „Weiße Pest“ und den Mord im Mutterleib/ Abtreibungen mit anderen Mitteln kämpfen muß, auf eine andere Weise, und zwar mehr durch eine geistige Aufklärung des Volkes. Aber gut, manchmal ist es nützlich irgendein Bild zur Hand zu haben. Auf einzelne Menschen wirken Bilder mit der Darstellung der Hölle - ich hatte die Gelegenheit eine solche Abbildung auf einer griechischen Reproduktion zu sehen - sehr stark. Dort waren auf die erschreckendste Weise irgendwelche morbiden Tiere und Gestalten, die die Sündigen in der Hölle quälen, abgebildet, und das hat einen Eindruck hinterlassen.“

- „Was malen Sie am liebsten?“

- „Ich mag jede Ikone. Aber am liebsten ist mir die Mutter Gottes mit dem Herrn, insbesondere die „Zärtliche/ Liebliche“, (serbisch: „Umiliteljna“), und zwar diejenige bei der der Herr so dargestellt ist, wie wenn er mit der Mutter Gottes spielt. Gerade hier erhält man als Maler die Möglichkeit des Einsatzes einer feinen Beleuchtung, es gibt keine drastischen Schatten, sondern es ist alles so „sfumato“, d.h. bildlich verschwommen bzw. unklar.“

- „Und eine Ausstellung, haben Sie daran gedacht uns einmal mit einer Ausstellung zu erfreuen?“

- „Nein, nur das nicht. Wissen Sie warum: gerade weil ich früher genauestens das kulturelle Leben verfolgte, bin ich ein großer Verfechter dessen, dass das Mönchstum und die Kultur sich nicht viel vermischen sollten. Das Mönchstum hat seine Umgebung, in der es sich bewegen sollte: unsere Mission ist zuallererst geistig – andere Menschen hier in diesem Leben zu erleuchten und ihnen zu helfen, ihnen den Sinn des Lebens zu offenbaren und zu zeigen, sie mit dem Wissen, welches wir persönlich und über die Heiligen Väter erworben haben, so wie mit einem Scheinwerfer zu erleuchten, und so das Leben den Menschen besser und sinnerfüllter zu machen.“

- „Sie malen auch Porträts…“

- „Das kommt daher, dass wir keine Gemeinde im eigentlichen Sinne sind. Es werden keine Hochzeiten gefeiert, es finden keine Beerdigungen statt, ich nehme lediglich die Taufe vor und diese ist kostenlos. Denn ich betrachte es so: wenn jemand in die Kirche eintritt muss er nichts bezahlen, denn wir haben keine Gemeinde, sondern ich male Ikonen. Und natürlich durch die Gottesdienste und die Kontakte mit den Menschen lerne ich diese kennen, und sie lernen meine Arbeit kennen, und dann entscheiden sie sich dafür, dass ich ein Porträt oder eine Ikone male. Hauptsächlich arbeite ich jetzt an großen kirchlichen Würdenträgern. Wissen sie, das ist nicht irgendeine Eitelkeit, das möchte ich sagen, da jedes ordentliche Kloster ein Porträt seiner Würdenträger haben sollte, damit man sieht wer wie und in welcher Zeit gelebt hat.“

- „Und wie ist es zu der Idee gekommen, dass Sie das Portrait von Vater Gavrilo malen?“

„Nun Vater Gavrilo hat einmal angerufen, wir haben uns nach unserer Gesundheit erkundigt und er sagte, dass er eben schon gesundheitliche Probleme hat, da er schon in die Jahre gekommen ist , und da sagte ich: „Komm` ich mal dir ein Porträt, die Jahre gehen vorüber, damit heute und morgen irgendeine Spur bleibt.“ Er schickte gute Fotographien, und während der gesamten Osterfastenzeit arbeitete ich, und gerade in dieser Zeit hatte ich die Ruhe. Denn in der Fastenzeit gibt es keine Besuche, es ist kalt, und zu dieser Zeit habe ich das Porträt gemacht. Ich bin zufrieden, denn ich sah, dass mir der Herr während des Malens wirklich geholfen hat. Ich sah dies an der Leichtigkeit beim Malen des Arhimandrits Gavrilo.

image

Vater Gavrilo


  Ansonsten kennen wir uns schon sehr lange. Ich habe Vater Gavrilo schon in Hilandar kennengelernt. Er war immer von heiterer Natur, genau so wie ich mir eine orthodoxe Seele vorstelle: es gibt keine Verdrossenheit, nichts schweres, das ist die Heiterkeit, sogar mit leichten Späßen, die der Situation angemessen sind, nicht unangenehm. Es ist der Optimismus, der aus seiner Persönlichkeit sprießt. Er war immer ordentlich, ich erinnere mich an ihn in Hilandar als einen Mönch, der immer eine Tasche aus Ziegenhaar bei sich trug. Vater Gavrilo ist wirklich ein wunderbarer und anständiger Mann.“

Übersetzung aus dem Serbischen: Aleksandra Dimitrijevic

Pročitano: 3486 puta

ARCHIMANDRITE GAVRILO

Liebe Besucher unserer Webseite des Klosters Lepavina! Aufgrund der hohen Besucheranzahl unserer Webseite, fühle ich mich geehrt die Verantwortung zu übernehmen, Ihnen unterschiedliche Ereignisse aus der serbisch orthodoxen Kirche und des Klosters Lepavina auf Deutsch zu beschreiben. Wir möchten Sie gerne darüber informieren, dass wir auch einige deutsche Texte über verschiedene Themen, die bei anderen orthodoxen Websites zu finden sind, demnächst auf unserer Website präsentieren werden. Ich hoffe sehr und glaube daran, dass der Herr mir dabei helfen wird.

Mit dem Segen des Herrn, aus dem Kloster Lepavina, Archimandrit Gavrilo

Krst
Njegovo Visokopreosvestenstvo Mitropolit G. Porfirije

Njegovo Visokopreosveštenstvo Mitropolit G. Porfirije

Otac Gavrilo

BIOGRAFIJA OCA GAVRILA

Manastirski Casopis PDF

MANASTIRSKI
ČASOPIS - PDF